In Deutschland ist es Brauch, konische Papptüten mit all dem zu füllen, was einem Kinde Spaß macht, was es brauchen kann für die Schule. Die Rede ist von Schul- bzw. Zuckertüten.
Bereits Horaz (65 – 8 v.Chr.) berichtet in seinen Satiren, dass Schulanfänger Süßigkeiten erhielten. In manchen Orten gab es auch im Mittealter und der frühen Neuzeit den Brauch, Zuckerwerk und Süßes an die Schulneulinge zu verteilen. Zu Beginn des 19. Jh. wird aus den protestantischen Regionen Deutschlands, vor allem Sachsen, Thüringen und Schlesien, berichtet, dass Kinder Tüten mit Süßem erhielten. Erste amtliche Bestätigungen für die „Zuckertüte“ gibt es aus dem Jahr 1836 für Leipzig. „Zucker“ ist bereits im „Grimmschen Wörterbuch“ auch mit der Bedeutung „Süßigkeit“ angegeben.
Im Laufe der Zeit verbreitete sich die Tradition der Zuckertüte und sie wurde auch für Kinder aus ärmeren Familien zugänglich. Die Füllung der Tüten wurde vielfältiger und neben Süßigkeiten wurden auch Schulutensilien wie Stifte, Lineale und Hefte hinzugefügt.
Während der Zeit des Nationalsozialismus wurde die Zuckertüte auch für politische Zwecke genutzt. Die Tüten wurden mit nationalsozialistischen Symbolen und Propaganda gefüllt, um die Einschulung als nationalen Akt zu inszenieren.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Zuckertüte in der Bundesrepublik Deutschland zu einem wichtigen Element der Einschulungsfeiern. Es wurde üblich, dass die Schülerinnen und Schüler ihre Zuckertüten bei einer Einschulungsfeier in der Schule erhielten.
In der DDR hatte die Zuckertüte einen anderen Namen und wurde als „Schultüte“ bezeichnet. Hier wurde die Tradition der Zuckertüte in den 1950er Jahren eingeführt. Die Schultüten waren mit Nützlichem wie Schreibzeug, Schulbüchern und Bastelmaterial gefüllt.
Heute ist die Zuckertüte ein wichtiger Bestandteil der deutschen Einschulungstradition und ein Symbol für den Schulanfang. Die Füllung der Tüten hat sich im Laufe der Jahre verändert und neben Süßigkeiten und Schulutensilien sind heute auch kleine Geschenke und Spielzeug in den Tüten zu finden.
Wie dem auch sei – ob Zucker-oder Schultüte – , missen möchte sie kein ABC-Schütze. Auch diese Benennung ist alt und wurde schon im 15. Jh. verwendet. Warum aber „Schütze“? Ein lateinisches Wort „tiro“, „der Neuling, Anfänger“, wurde wohl irrtümlich mit ital. „tirare“ und fr. „tirer“ , „schießen“ verwechselt. So wurde aus dem Anfänger der Schütze.
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